Dienstag, 13. Januar 2015

Tag 2 - die erste Nacht in unserem Bett

Gestern Abend vor dem Schlafengehen gab  es für mich eine Schlaftablette, damit ich überhaupt zu Ruhe kommen kann. Das war auch die richtige Entscheidung. Ich habe den Abend mit meinen Eltern und lieben Freunden verbracht bis ich fast auf dem Sofa eingeschlafen bin. 

Dann ins Bett. 
Ich wusste nicht das man vor einem Bett Angst haben kann, aber es geht. Ich hatte so Panik. Seit 1,5 Jahren war dies unser Bett. Meine liebe Mama hat natürlich alles neu bezogen und die zweite Decke und das zweite Kopfkissen entfernt, aber trotzdem, es war nun mal unser Bett. 

Durch die Tablette konnte ich traumlos schlafen. Nur irgendwann verliert diese auch ihre Wirkung. Nun sitze ich seit 5 Uhr wach im Bett und denke immer weiter nach. 

Nachdenken macht es nicht besser und auch nicht einfacher und bringt ihn mir auch gewiss nicht zurück aber mein Kopf schweigt einfach nicht. 
Von Sonntag auf Montag war ich bei Freunden. Die beiden waren super lieb zu mir und haben mit allen Mitteln versucht mich abzulenken oder mit mir zu erörtern was da tatsächlich jetzt passiert ist. 

Es klingt gar nicht so unlogisch was dabei raus gekommen ist. Ich habe ihnen erzählt, dass die Mama von ihrem Mann verlassen wurde als er ganz klein war. Er hat seinen Vater nie richtig kennen gelernt und auch keine Vaterfigur in seinem Leben gehabt. Seine Brüder haben versucht das zu ersetzen aber das ist natürlich nicht so möglich wie mit einem richtigen Vater.

Seine Mutter ist sehr gefühlskalt, zumindest nach außen hin. 
Näher dürfte ich Sie nie kennen lernen.
Ich wollte Immer aber er hat mich das nicht gelassen.  
Sie hat ein Haus und 3 Arbeitszimmer, jedoch arbeitet sie in der Küche. Alle Zimmer stehen voll mit alten Erinnerungen. 
Meine Freundin meinte sie kann einfach nicht loslassen, weil sie die Vergangenheit nicht verarbeiten kann. Gerade weil sie keine Gefühle zulässt. Sie verdrängt nur und kann deshalb nicht abschließen. 

Er ist nun das letzte Kind was zu Hause wohnt, er ist von ihr so leicht zu beeinflussen und das nutzt sie aus (vielleicht auch unbewusst) . Sie möchte ihn bei sich behalten. Redet ihm natürlich einfach ein, dass es nicht das richtigen war, was er jetzt machen wollte. 
Seine ganze Familie hatte seine Entscheidung nie richtig akzeptiert.
 Immer wenn wir dort waren wurde nur über das selbe geredet: Fahrrad fahren und Pfadfinder. Oder die Katze, das aber meist nur kurz. Die Jungs sind bis vor 2 Jahren noch zusammen Fahrrad gefahren und der Mittlere war mit ihm zusammen bei den Pfadfindern, solange sie sich erinnern können. 
Es wurde anscheinend einfach nicht geduldet, dass er was anderes machen wollte. Und er konnte sich selbst auch nie davon lossagen. Wie denn auch wenn die ganze Familie nur diese Themen hat. Das geht nicht ob man will oder nicht und man selbst merkt das wahrscheinlich nicht so genau. Und dann kommt die Sehnsucht....
Das Alltägliche wird schlecht, weil's ja alltäglich ist. Man wünscht sich das Alte zurück. Irgendwie will man ja auch noch garnicht erwachsen und selbstständig werden, bei Mutti ist doch alles viel einfacher.

Naja die Analyse seiner Mama war von der Sicht meiner Freundin ganz einfach. 
Diese Frau kann ihre Gefühle nicht verarbeiten. Sie wurde von ihrem exMann so sehr enttäuscht und hat nie damit abschließen können. Sie ist frustriert und kann kein Vertrauen mehr aufbauen.  Und sie liebt ihre Söhne, natürlich jede Mutter liebt ihr Kind. 
Aber die kann mit 60 Jahren doch nicht ich immer wollen das ihr Jüngster bei ihr wohnt und sich Bemuttern lässt. Oder ist das Ihre einzige Lebensfreude? Ihre Kinder zu umsorgen und versuchen möglich lange bei sich zu halten? Aber man will doch auch als Mutter das die Kinder irgendwann auf eigenen Beinen stehen, man ist ja nun mal nicht immer da. 

Und wenn er jetzt ihren Weg einschlägt und Lehrer wird, dann wohnt er bei ihr bis sie in Rente ist und verdient dann noch immer kein Geld. Ich weiß nicht, das klingt für mich so falsch und sogar egoistisch. Ich muss mein Kind doch in seinen Entscheidungen unterstützen. Auch wenn es nicht das ist was ich mir für ihn gewünscht habe kann ich doch nicht so lange an ihm arbeiten bis er das tut was Ich für richtig halte. Er soll sein eigenes Leben führen und seine eigenen Entscheidungen treffen. Und ich als Mutter unterstütze ihn dabei. 

Aber nein, das tut sie nicht und kann sie nicht. Sie hätte wohl am liebsten, dass ihre Kinder immer bei ihr sind. Bis auf der Älteste, der nicht. Bei dem reicht das wenn er ein paar Mal im Jahre vorbei kommt und nicht gerade mal wieder pleite ist. Aber okay der ist ja auch von einem anderen Mann und war ein Unfall und ungeplant. Aber der Älteste hat das gemacht, was er für richtig ansah. 

Mein exTraummann ist nur ein Abklatsch seiner Brüder. Er hat anscheinend nie was eigenes entwickelt oder entwickeln können. Er hat das gemacht was sie auch gemacht haben. Aber okay, sie waren sein Vorbild und er hat sich nie eigene Vorbilder oder selbst Träume entwickelt. Denn zum Träumen brauch man Gefühle und die hat er nicht. Die hat seine Mutter ihm erfolgreich abtrainiert. 
Er sagt immer es muss logisch sein, Gefühle sind nicht logisch. 
Und man darf nur sich selbst vertrauen und keinem anderen Menschen. 

Ich hoffe es tut ihm wenigstens etwas weh, nicht so wie mir, das wäre unmenschlich, aber etwas.
Vielleicht merkt er was er getan hat und was die Folgen in seinem Handeln sind bevor es zu spät ist. Er ist ein toller Junge und wenn er sich drauf Einlässt kann er ein toller Mann sein.
Ich hoffe er meldet sich bei mir und merkt vielleicht, dass er einen Fehler gemacht hat. 

Ich natürlich auch, das will ich überhaupt nicht abstreiten. Ich habe viele Fehler aber ich gehe offen damit um. Ich habe von Anfang an offen und ehrlich mit ihm gesprochen und ihn nie belogen. 
Ich Lüge nie! 
Das ist nicht einfach aber für mich der beste Weg, denn ich hasse es belogen zu werden und werde deswegen niemanden anlügen. 

Ja ich war vielleicht auch blöd, dass ich es immer grausam fand wenn er Wochenenden lang wegfahren wollte. Aber als er einmal den ersten Abend weg war haben wir uns gestritten und er ist nicht mehr nach Hause gekommen. Einem Sensibelchen wie mir tut das wirklich weh und ist nicht einfach so hinzunehmen. 
Wenn er dann gleich ein ganzes Wochenende weg wollte habe ich unweigerlich heulen müssen. 
Ich habe ihn gebeten, erstmal klein anzufangen und einen Tag wegzufahren um mir zu beweisen, dass er auch wirklich wieder kommt. 
Darauf ist er aber nie eingegangen sondern einfach gleich bei mir geblieben. Das war für mich natürlich toll und er hat mir das Gefühl vermittelt, dass er das dann auch so wollte. Und nicht, dass es nur trotz oder ähnliches war.

Ich habe auch viele Fehler gemacht aber ich denke, dann redet man doch darüber oder nicht? 
Spricht man sowas nicht an und diskutiert drüber und einigt sich auf ein Ergebnis mit dem beide leben können? 
Er hätte mir doch mit Kleinigkeiten einfach mal beweisen können, dass ich mich auf ihn verlassen kann wenn er weg ist.

Er Ist öfter mal Tags zu seiner Mutter gefahren kam aber nie pünktlich nach Hause.
Ich habe meistens vorher gefragt ob wir zusammen Abendbrot essen. Und trotzdem kam er immer erst zwischen 21 und 22 Uhr zurück. Klar hat er sich gemeldet zwischen durch, aber wenn ich etwas Zusage dann halte ich mich dran. 
Einfach durch diese Kleinigkeiten war ich mir nie sicher wie das aussehen wird mit dem ganzen Wochenende. 
Und außerdem ist er so ein Frauenheld. Hat mit mir als 30 Frauen geschlafen und viele davon sind auch in dem Pfadfinder Verein mit dem er immer weg wollte. Natürlich hat man dann als Frau ein schlechtes Gefühl wenn man nicht gerade vor Selbstvertrauen trieft. Ich bin vielleicht nicht hässlich oder unglaublich dick aber ich bin auch keine Schönheit mit einem 90-60-90 Body. Und er ist in meinen Augen genau die männliche Ausgabe von Letzterem.
Da habe ich einfach Angst, vielleicht zu viel Angst. Naja, nicht vielleicht, wahrscheinlich sogar.

Aber man findet für jedes Problem eine Lösung wenn man will, aber er ist vor allen Konflikten weggelaufen. Immer wenn sich irgendwas angebahnt hat, hat er zu allem ja und ahmen gesagt obwohl das jetzt im Nachhinein nicht seine Meinungen gewesen sein kann.
Auch andere Dinge die er nicht auf Anhieb geschafft hat (zB wollte er ein Spielzeugauto aus Mamas Kindheit reparieren) fängt er an und sobald er auf ein Problem gestoßen ist hat er es zur Seite gelegt und nicht mehr beachtet.
Als ob es irgendwann niemanden mehr interessiert.
So auch mit Streit.
Er hat gelernt, das Aussprechen nicht der richtige Weg ist sondern man solange weggeht bis sich die Wogen geglättet haben.
Er hat auch nie gelernt Probleme zu verarbeiten sondern nur zu verdrängen. Das war mir aber nicht bewusst oder ich wollte es nicht sehen.

Aber was auch immer, ich liebe ihn und ich wünsche mir nicht sehnlicher, als das er mich anruft und sagt er hat Panik bekommen, Panik sich zu binden und sich für eine Zukunft zu entscheiden und das es ihm leid tut. 
Ich glaube nämlich mittlerweile genau das war es. Er hat Panik bekommen. Panik nicht mehr Mamas kleiner Junge sein zu können sondern ein Mann zu werden oder sein zu müssen. 
Aber ich wollte ihm doch niemals die Zeit mit Mama klauen. Ich habe ihn fast jedes Wochenende gefragt ob er zu ihr fahren möchte, er wollte nie als ich ihn gefragt habe. Und ein paar Wochen später hat er dann gesagt er fährt jetzt zu Mutter weil er ja schon so lange nicht mehr da war.und das in einem Ton der sagt: du bist schuld dran, dass ich nicht bei ihr sein kann. 

Aber egal, das ist alles vorbei. Ich kann nicht an dem Gedanken festhalten, dass er tatsächlich bemerkt und realisiert was passiert ist. Seine Mama wird schon dafür sorgen dass es ihm an nichts mangelt. 

Die Maler sind gerade da. Wir haben Anfang Januar noch die Renovierung des ehemaligen Gästezimmers in unser Schlafzimmer in Auftrag gegeben. Nächste Woche kommt der Teppich. Und diese Woche kommt noch der Rest für die Renovierung unseres Badezimmers. Das muss jetzt mein Papa alles anbauen, eigentlich wollte er das machen. 
Alles war für unsere Zukunft gedacht. Und jetzt sitze ich hier allein mit den Sachen. Alleine brauche ich kein großes neues Schlafzimmer. Klar, Badezimmer mit Dusche ist schon nicht schlecht aber auch nicht notwendig, Badewanne hätte mir gereicht. Und wir hatten alles zusammen ausgesucht, ich sollte dir festen Sachen Zahlen (sprich Teppich etc) und er wollte uns das Bett kaufen.
Ein Bett werde ich jetzt wohl trotzdem kaufen, einfach um nicht mehr in unserem Bett schlafen zu müssen.

Das reicht jetzt erstmal,
Mein Kopf ist gerade ein bisschen leerer geworden. Nachher muss ich mit meinem Hund zum impfen und werde zum Arzt fahren und mir irgendwas zur Beruhigung geben lassen und meine Schilddrüse nochmal checken lassen. Das hätte ich eigentlich schon längst machen müssen. Und dann werde ich mich mal in Prüfungsvorbereitung stürzen müssen.
Donnerstag habe ich meine letzte Abschlussprüfung.
Wie ihr merkt hat er sich ganz taktvoll eine super Woche ausgesucht. 

Und falls du das hier ließt, ich liebe dich und ich glaube noch immer an eine Zukunft für uns. 

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